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Die Jagd


Siebtes Buch aus dem Band "Die Kunst des Kochens"


Die Jagd gilt als eine der ehrenvollsten Tätigkeiten, die man in Mittelerde ausüben kann. Allein stellt man sich der Natur, kämpft gegen ihre wildesten Kreaturen und trägt ihre Kadaver ins Dorf, um sie zu verzehren. So war es schon immer und so wird es auch immer sein.

Doch ein wenig Hilfe kann nicht schaden, denn es gibt nur wenige Momente, die peinlicher sind als der, da man nach langer Abwesenheit mit nur einem erbeuteten Eichhörnchen oder – schlimmer noch – mit nichts ins Heimatdorf zurückkehrt.

Wichtig für eine erfolgreiche Jagd sind die richtige Kleidung und die passende Ausrüstung. Wer sich in der bunten Kleidung eines Narren und mit einem Kartoffelmesser bewaffnet in den Wald stellt, darf höchstens damit rechnen, von einem verwirrten Bären angegriffen zu werden, aber nicht mit Beute beladen in sein Dorf zurückzukehren. Im Wald sollte man Kleidung tragen, deren Farben zu den Bäumen passen, also Grün- und Brauntöne. Wer sich in der Kleidungsfrage unsicher ist, sollte eine Frau fragen, da die sich mit so etwas besser auskennen. Wichtig ist es auch, dass man sich nicht mit Seife wäscht oder mit wohlriechenden Stoffen einreibt. Jedes Reh weiß, dass andere Rehe nicht nach Rosenwasser riechen.

Sobald man entsprechend gekleidet ist, folgt die Wahl der Waffen. Hier sind vor allem Fernwaffen von Nutzen, da nur wenige über das Können verfügen, sich bis auf Klingenlänge an ein wildes Tier heranzupirschen. Bei Tieren wie Bären oder Wölfen ist von einem Nahkampf generell abzuraten, es sei denn, dies lässt sich nicht vermeiden, weil der Bär/Wolf durch den Geruch des Rosenwassers aggressiv geworden ist.
Trotzdem – ein Messer sollte man stets bei sich tragen und zwar so, dass man nicht hineinfallen kann. In dichtem Wald eignen sich Pfeil und Bogen als Fernwaffe, auch Armbrüste sind wegen ihrer hohen Durchschlagskraft empfehlenswert. Steinschleudern erfordern zu viel Platz vor und hinter dem Jäger und empfehlen sich daher nur in lichtem Wald, auf Grasland oder in Gebirgen. In Letzteren eignen sie sich allerdings besonders, da man seine Munition nicht mitschleppen muss. Ein Sack voller Steine wird auf Dauer schwer. Auch Speere eignen sich im offenen Gelände, sind jedoch unhandlich. Wurfmesser lassen sich bei kleinen Tieren einsetzen, die damit allerdings auch schwerer zu treffen sind, große Beute vermag man damit aber allenfalls zu verletzen. Läuft der verwundete Keiler oder Hirsch mit dem Messer im Leib davon, wird dies auf Dauer teuer. Viele Jäger fragen, ob sie die Klinge ihres Messers oder die Spitzen ihrer Pfeile vergiften sollten, damit auch kleine Wunden tödlich sind. Dazu sei gesagt, dass die Friedhöfe voll von Jägern sind, die in ihre eigenen Klingen griffen und die Tavernen voll von Geschichten über Familien, die glaubten, es wäre eine gute Idee, das Fleisch eines vergifteten Tieres zu essen.

Betritt man einen Wald mit Pfeil und Bogen, so sucht man am besten nach einer Wasserstelle und nach Spuren in ihrer Nähe. Wer keine Ahnung hat, welche Spuren welchem Tier gehört, kann sich eine Faustregel merken: Hat es Hufe, kannst du es jagen; hat es Tatzen, jagt es dich. Hat man ein Wasserloch mit Spuren gefunden, kann man es sich dort bequem machen. Dabei sollte man jedoch auf die Windrichtung achten: Man muss sich stets windaufwärts von der erwarteten Beute befinden. Es kann Stunden dauern, bis ein Tier an der Wasserstelle auftaucht. Dann aber ist es wichtig, ruhig zu bleiben und flach zu atmen. Der Bogen ist beinahe lautlos, aber gerade Tiere, die schon einmal einem Pfeil entgangen sind, kennen das Geräusch einer sich spannenden Bogensehne. Macht man alles richtig, wird das Reh oder der Hirsch bereits mit dem ersten Pfeil zu Boden gehen. Man sollte ihm die Gnade eines schnellen Todes erweisen und seine Wunden mit Schlamm einreiben oder verbinden. Schließlich muss man den ganzen Weg zurück durch den Wald und der Geruch des Blutes könnte Bären oder Wölfe anlocken. Auf diese Vorsichtsmaßnahme kann natürlich verzichtet werden, wenn man auf der Jagd nach Bären oder Wölfen ist, doch in diesem Fall sollte man besser nicht allein gehen.

Wenn man all diese Ratschläge beherzigt, wird man stolz beladen mit Beute und vor allem lebendig ins Dorf zurückkehren und kann noch viele Abende die Bauern in der Taverne mit Geschichten von der Jagd langweilen.


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